Als ich in meiner Rolle als CEO gestartet bin, hatte ich ziemlich diffuse Vorstellungen davon, was es heisst, die Gesamtverantwortung für ein Unternehmen zu haben. Wie sollte ich auch – es war mein «erstes Mal». In meinem Fall – und darauf bin ich keineswegs stolz – hat sich meine Rollen-Unsicherheit anfänglich in einem hierarchischen Führungsstil gezeigt und ich habe nicht wenige Menschen vor den Kopf gestossen. Nun, wir sind ja hier, damit du von meinen Fehlern lernen kannst. Es wird noch genug eigene Fehler geben, die du machen wirst.
Wichtig ist mir heute, dir einen in meinen Augen sehr wesentlichen Grundsatz mitzugeben: In Führungsrollen steigt mit der Höhe der Position auch die Unsicherheit.
Diese Unsicherheit resultiert oft aus externen Faktoren wie politischen, rechtlichen, technologischen Veränderungen. Sie können aber auch daher rühren, dass du dich fachlich noch nicht sicher fühlst (vielleicht hast du die Branche gewechselt) oder einfach noch nicht verstehst, wie die Menschen im Unternehmen ticken.
Die Komplexität der Entscheidungen, die getroffen werden müssen, steigt ebenso wie die Anzahl Menschen, die diese Entscheidungen nachvollziehen müssen. Rechne damit, dass du zu keinem Zeitpunkt mehr über all die Informationen verfügen wirst, die du für den jeweils anstehenden Entscheid gerne hättest.
Und auch die CEO-Rolle selbst ist nicht glasklar umrissen. Ev. hast du das bis zu diesem Punkt in deiner beruflichen Entwicklung anders erlebt und wusstest sehr viel genauer, was von dir erwartet wird. Mit anderen Worten, da gibt es ganz schön viel zu gestalten.
Wenn du neu in die CEO Rolle kommst, wird es deshalb viele Momente geben, in denen du dich unsicher fühlst. Das ist normal, auch wenn niemand darüber spricht und wir immer noch das Bild des CEO vor Augen haben, der immer alles weiss und alles richtig macht.
Um unsicheren Rahmenbedingungen Sicherheit zu finden, ist es entscheidend, dass du deine Unsicherheit nicht zu überspielen versuchst, wie ich das anfänglich getan habe. Greife viel besser auf folgende Kernkompetenzen zurück und entwickle dich darin weiter:
Emotionale Intelligenz und Empathie: Die Fähigkeit, deine eigenen Emotionen und die der anderen zu verstehen und zu managen, ist entscheidend. Auch wenn du fachlich vermutlich noch Vieles lernen wirst: deine emotionale Intelligenz hilft dir von Tag 1 an, ein positives Arbeitsklima zu schaffen und Mitarbeitende auch in unsicheren Zeiten zu motivieren. Denk daran, auch für die Mitarbeitenden ist es eine Zeit der Unsicherheit. Sie wissen noch nicht, wer du bist.
Transparenz: Vermeide es, aufgrund unklarer Informationssituationen, Annahmen zu treffen und auf dieser Grundlage zu handeln. Du kannst offen über Unsicherheiten und Herausforderungen kommunizieren. Z. B., indem du fragst, denn, wer fragt führt. Tue es unaufgeregt und voller Selbstbewusstsein. Denn du zeigst damit Lernbereitschaft, förderst das Vertrauen innerhalb des Teams und stärkst im besten Fall die gemeinsame Ausrichtung auf Unternehmensziele. Lass dir zeigen, was andere schon wissen, und du gehst auf die bestmögliche Art in Beziehung. Es ist auch möglich, dass du erkennst, dass andere sich die gleichen Fragen stellen, wie du. Auch das sind wichtige Erkenntnisse.
Diese Fähigkeiten erlauben es dir trotz vieler Unsicherheiten im innen und aussen auch an der Spitze die nötige Stabilität und Sicherheit für dich und deine Teams zu gewährleisten.